In reality // In Wirklichkeit

In reality

Going through my new „Handwerksbuch“ by Hans Vatter it’s right on the first page that I find something I can relate to. „In reality however“, Vatter writes, „the circumstances are usually quite different.“

Vatter begins by describing the ideal workshop for an amateur craftsman – a separate room with lots of light, a sturdy floor and so on – but goes on to say that most people won’t have these amenities. I know. I don’t. „Most hobbyists have to make do with a small corner in their kitchen, patio, attic or basement.“ My corner lies in our former living room, which has become some kind of multi-purpose room for all sorts of activities. Next to the computer desk, where I am writing this post, sits an almost finished chair whose bottom  rails I tried to fix. And next to that Anne is working on a painting, her paints cluttering up two small, newspaper-covered side tables. The situation is anything but great. We don’t have room for a heavy table, let alone a workbench. So all the sawing, filing and painting for the chair had to be done on an old IKEA rug. And of course there are neighbours all around – no hammering allowed.

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„And yet, how strange!“, Vatter continues. „The craftsman that works under the most difficult conditions often accomplishes more than he who has everything in abundance.“ So let’s hope for the best. No need to hang our heads, Vatter encourages us. „This seems to confirm the well-known adage: ‚Affluence wastes away the genius!‘ (Im Überfluss verkümmert das Genie).“

I didn’t know that adage. But that doesn’t say anything. Perhaps it’s true. And perhaps I shouldn’t feel to bad about having nothing but a corner for my stuff…


 

In Wirklichkeit

Schon auf der ersten Seite vom „Handwerksbuch“ fühle ich mich gleich angesprochen mit meinen Sorgen und Nöten: „In Wirklichkeit aber“, schreibt Vatter, „sehen die Verhältnisse meist ganz anders aus.“

Am Anfang seines Buchs steht die Beschreibung einer idealen Bastlerwerkstatt – ein eigener Raum, sehr hell, mit strapazierfähigem Boden und so weiter -, aber er schickt gleich hinterher, dass sich nur die Wenigsten derartiger Annehmlichkeiten erfreuen könnten. Ich weiß. Ich nämlich auch nicht. „Die große Mehrzahl muss sich mit einem kleinen Winkel in Küche, Veranda, Speicher oder Keller begnügen.“ Mein Winkel liegt in unserem Ex-Wohnzimmer, das inzwischen zu einer Art Multifunktionsraum geworden ist. Neben dem Computerschreibtisch, an dem ich diesen Beitrag schreibe, steht noch der fast fertige Stuhl, an dem ich zwei Verbindungsleisten ausgetauscht habe. Daneben sitzt Anne und malt ein Bild, mit einem Dutzend Farbtuben, für die sie zwei kleine Tischchen in Beschlag genommen hat. Das ist alles andere als toll. Wir haben keinen Platz für einen stabilen Tisch und natürlich auch keine Werkbank. Das ganze Rumsägen, Zurechtfeilen und Anmalen für den Stuhl habe ich auf einem alten IKEA-Teppich gemacht. Und natürlich gibt es hier rundherum Nachbarn – also besser mal nicht so viel Hämmern.

„Und doch, wie seltsam!“, schickt Vatter hinterher. „Gerade der unter schwierigsten Verhältnissen arbeitende Bastler bringt meist viel mehr zustande, als der im Überfluss schwimmende.“ Na, wenn dem so ist … Dann wollen wir mal nicht den Kopf hängen lassen! „Das altbekannte Sprichwort ‚Im Überfluss verkümmert das Genie!“ scheint sich hier zu bewahrheiten“, meint Vatter.

Ich kenne zwar das albekannte Sprichwort nicht. Aber das will ja nichts heißen! Vielleicht stimmt es ja. Und vielleicht sollte ich mich nicht so sehr grämen mit meinem Eckchen im Ex-Wohnzimmer.

 

 

5 Gedanken zu “In reality // In Wirklichkeit

  1. Reblogged this on moïra et moi and commented:
    Ganz frisch gestartet, freut sich meine bessere Hälfte über jeden Besucher! Und ja, ich weiß. Das ist nicht ganz das Gleiche wie ein eigener Beitrag, aber immerhin fällt mein Name 😉 Die Priorität liegt eben manchmal auf anderen Dingen, auch wenns anders schöner wäre… aber das kennt Ihr sicher alle zur Genüge!

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  2. Na ja, das ist schon eine kühne Theorie – das mit den besseren Ergebnissen unter schwierigen Bedingungen. Ich glaube, dass die Argumentationskette anders aufgebaut gehört.
    Meine Theorie: Beste Ergebnisse haben etwas mit Kreativität und dem Faktor Zeit zu tun. Die eigene Kreativität wird stärker unterstützt, in einer Umgebung, in der Du dich wohl fühlst. Spricht also für dein Wohnzimmer!
    Und zum Faktor Zeit ist zu sagen…. Entscheidend für ein besseres Ergebnis, ist nicht die Zeit, die man glaubt, das man hat, sondern die Zeit, die man sich tatsächlich dafür nimmt.

    Herzlichen Gruß
    Volker

    PS: Sehr guter Blog!

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    1. Danke für deinen Kommentar und das Lob! Ja, das stimmt, wenn man sich nicht wohlfühlt, wird das bestimmt nichts. Und was die beiden „Zeitformen“ angeht, das klingt, als sprichst du aus Erfahrung, dass es da einen größeren Unterschied gibt 🙂
      (Ich merk das aber auch schon selbst in puncto Blogschreiben…)
      Viele Grüße! Jan

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      1. Hallo Jan,
        ja ich spreche aus Erfahrung.
        Und sich in der „nächsten Zeit“ zu bewegen, macht einen enormen Spaß.
        Und beim Blog ist das nichts anderes. Für einen sehr guten Beitrag braucht man Inspiration, Muse und Zeit!
        Gruß
        Volker

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